Jahresabschieds-Blot

Am 29. Dezember traf sich der Herd Aldsidu Honovere zum Abschlussblót auf dem Herdgrundstück.

Der einzige sonnige Tag im Dezember konnte man schon fast sagen. Da hatten wir richtig Glück. Der Wind kam völlig zum Erliegen und es lag eine ruhige, mystische Stimmung über dem Grundstück mit seinem kleinen See.

Wir haben Rauhnächte…  Ahnenzeit…

Zeit, um kurz innezuhalten und sich eine kleine persönliche Rückschau auf das Kalenderjahr 2017 zu gönnen. Und das taten wir. Jeder ließ sein Jahr kurz Revue passieren und ließ die anderen Anwesenden daran teilhaben.

Wir alle hatten eines gemeinsam. Wir können auf ein, zwar teilweise anstrengendes, im Endeffekt aber durchaus erfolgreiches Jahr zurückblicken. Jeder von uns hat seine Täler durchwandert, jeder von uns hatte Aufgaben zu bewältigen, sich Herausforderungen zu stellen, mal standen helfende Kräfte zur Seite, mal musste man sich ganz alleine durchbeißen.

So wie es symbolisch immer wieder in alten und modernen Märchen und Geschichten erzählt wird. Am Ende hat man viele Kämpfe gefochten und Aufgaben gelöst und man wird belohnt..

Was so banal klingt. Die größte Belohnung, die man bekommen kann ist Zufriedenheit. Denn wer bis tief in sein Innerstes zufrieden ist, für denjenigen ist die Außenwelt auch friedlich und freundlich. Dieser Zustand gibt Vertrauen für künftige Erfolge. Zuversicht, auch die nächsten  Aufgaben zu bewältigen, weitere dunkle Täler furchtlos und aufrichtig zu durchwandern. So wie der Ritter in glänzender Rüstung auf der Suche nach dem heiligen Gral. Denn nichts anderes ist dieser sagenumwobene Gral. Der innere Frieden!

In den anschließenden Sumbelrunden ehrten wir Odin und Freya als Anführer der Wilden Jagd in diesen zwölf Rauhnächten. Wir erhoben das Horn auf Baldur, der die Rückkehr des Lichtes symbolisiert. Es wurden Misteln verbrannt, die traditionell in diesen Tagen die Türschwellen, -Rahmen oder Hausaltäre der heidnischen Häuser schmückt. Die Mistel ist eine sehr alte Schutz- und Zauberpflanze.

Das Horn kreiste natürlich und diesmal besonders zu Ehren der Ahnen, da in diesen zwölf Nächten die Tore zur jenseitigen Welt gänzlich offen stehen und die Ahnen besonders leicht mit uns Kontakt aufnehmen können.

Die Dämmerung senkte sich langsam über den Platz, das Feuer war heruntergebrannt und nur die Glut ließ das Opferräucherwerk noch verglimmen. Der Mond in seinem letzten Viertel kurz vor Vollmond kam heraus und zeigte sich in nebligem Gewand.

Mondbeglänzte Zaubernacht,
Die den Sinn gefangen hält,
Wundervolle Märchenwelt,
Steig‘ auf in der alten Pracht!

Es wurde still, vereinzelte Vögel huschten vorbei auf der Suche nach ihren Schlafplätzen.

Wer in diesen Nächten nach Einbruch der Dunkelheit durch Wälder und Felder streift sei zur Vorsicht ermahnt. Den die wilde Jagd ist unterwegs und wer ihr begegnet kann leicht vom Weg abkommen oder straucheln. Diese Symbolik will uns sagen, dass wir in diesen Tagen die Wärme und Geborgenheit unserer Häuser genießen sollen. Die Natur soll ungestört sein, denn sie bereitet sich langsam vor auf das Wiedererwachen.

Wir wollen schließlich auch nicht in den frühen Morgenstunden der Nacht aus dem Schlaf gerissen werden, wenn unser Körper sich regeneriert und neue Zellen bildet.

In der Silvesternacht darf die wilde Jagd mit bengalischen Feuern und bunten Raketen unterstützt werden. So ist es Sitte und Brauch.

Gesegnete Rauhnächte und ein harmonisches Hinübergleiten in das neue Kalenderjahr!

Von Drea

Die Jultanne wurde natürlich auch geschmückt

 

Schöne Mondfrau

Schöne Mondfrau, gehst du schlafen
Lächelnd und so munter,
Leise mit den Silberschafen
In die Nacht hinunter?

O und du im hellen Kleide,
Liebe Schehrazade,
Spielst du, dass die Nacht nicht leide
Deine Serenade?

Wandermüde, wandertrunken
Komm in meine Ruhe.
Blaue, weiche Sternenfunken
Küssen deine Schuhe.

Sieh, die Nacht ist s lebendig,
Voller Duft und Gnade.
In den Bäumen eigenhändig
Spielt sie sich die Serenade.

Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

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